Zukunft der Arbeit: Kein Grund für „Automatisierungspessimismus“

Prognosen einer britischen Studie beweisen, dass Automatisierung nicht zu Arbeitsplatzverlusten führt. Im Gegenteil: Trotz voranschreitender Digitalisierung ist die Zahl der Arbeitsplätze in England gestiegen.

Die britische Behörde Office of National Statistics (ONS) veröffentlichte im März 2019 eine Studie zu der Frage, wie viele Arbeitskräfte infolge der Digitalisierung und zunehmenden Automatisierung durch Roboter ersetzt werden. Noch im selben Monat berichtete dazu die FAZ.

Durch Automatisierung bestimmter Tätigkeiten werden geschätzt gut 7% der britischen Arbeitnehmer ihren Job verlieren – das entspricht über einer Million Menschen. Überraschend: Verglichen mit den Zahlen von 2011 sind die Prognosen jedoch fast um 1% gesunken. Eindeutige Ursachen für den Rückgang der Zahlen kann die britische Behörde nicht festmachen. Ein möglicher Grund dafür könnte sein, dass die Statistik die bereits durch Maschinen ersetzten Arbeitsplätze nicht mehr aufführt.

Bemerkenswert: Trotz des erheblichen Ausmaßes und der Folgen der Digitalisierung ist die Anzahl der Arbeitsplätze insgesamt gestiegen. 2017 arbeiten 10% mehr Menschen in von Automatisierung „bedrohten“ Branchen als noch 2011.

Risiken Niedrigqualifikation, Routinejobs und Teilzeit

Eine oft erwähnte und nachvollziehbare Entwicklung in der Arbeitswelt ist, dass Berufe mit vorwiegend einfachen, monotonen Tätigkeiten eher wegfallen. Gleichzeitig wächst der Bedarf an höher qualifizierten Fachkräften, da komplexere Tätigkeiten schwieriger automatisiert werden können. So liegt die Wahrscheinlichkeit, dass beispielsweise einfache Verkaufs-, Chemie- und Kunststoffberufe sowie landwirtschaftliche Berufe automatisiert werden, bei immensen 70%. Im Kontrast dazu liegt die Wahrscheinlichkeit für Mediziner, Hochschullehrer oder soziale Berufe nur bei 20%. Des Weiteren zeigen Statistiken des ONS, dass insbesondere 30- bis 50-jährige Frauen die stark gefährdeten Posten besetzen – weil sie häufig Teilzeitberufe mit vielen automatisierbaren Routinetätigkeiten ausüben.

Jobs gehen? Jobs kommen.

Schlussendlich sieht das Office of National Statistics den Bildungsgrad als entscheidenden Faktor für das Automatisierungsrisiko an. High Potentials mit hohem Bildungsniveau haben verglichen mit Menschen ohne akademischen Abschluss eine deutlich geringere Gefährdung ihres Arbeitsplatzes zu befürchten.

Die aktuellen Entwicklungen in Wirtschaft und Gesellschaft veranlassen Kulturpessimisten zum Klagen, Maschinen würden den Menschen die Arbeitsplätze wegnehmen. Entgegen dieser Bedenken stellt das ONS klar heraus, dass durch den Wandel des Arbeitsmarktes zwar viele Tätigkeiten in Zukunft wegfallen können und auch werden, jedoch bringt der technische Fortschritt mit einer Veränderung der Arbeitswelt auch viele neue Jobs hervor, in denen nur eben komplexere Aufgaben erfüllt werden müssen.

Quellen:The probability of automation in England: 2011 and 2017 – ons.gov.ukÜbernehmen Roboter unsere Jobs vorerst doch nicht? – faz.net